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Zukunft der Deutschförderung ungewiss
Zukunft der Deutschförderung ungewiss

Zukunft der Deutschförderung ungewiss: Sparmaßnahmen der Bundesregierung stellen Betriebe und Zugewanderte vor große Herausforderungen.

In Deutschland fehlen Fachkräfte – und viele Unternehmen sehen in Zuwanderung eine Lösung für das Problem. Doch damit die Menschen, die zu uns kommen, erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden können, ist eines unerlässlich: solide Deutschkenntnisse. Sie sorgen dafür, dass die neuen Kolleg*innen gut in den Betrieben ankommen. Dass also Arbeitsprozesse reibungslos ablaufen, Kund*innen besser betreut werden und ein positives Betriebsklima entsteht. Genau hier setzt die berufsbezogene Deutschförderung an – oder besser gesagt: setzte an. Denn die Bundesregierung fährt diese wichtige Säule der Integration drastisch zurück.

Die Folgen spüren wir Bildungsträger, ebenso wie die Betriebe und die Teilnehmenden. Auch die Bremer Volkshochschule steht vor gravierenden Herausforderungen: Im Januar und Februar 2025 dürfen statt der geplanten acht Berufssprachkurse nur ein einziger starten. Rund 170 Menschen, die auf einen Kursplatz gehofft hatten, gehen leer aus. „Statt Weihnachtskarten mussten wir Kursabsagen verschicken“, sagt Sabine Flory, unsere Fachbereichsleitung für Berufliche Bildung und Deutsch für den Beruf.

Geplante Kurse werden gestoppt – trotz hoher Nachfrage

Das Problem ist bundesweit: Bildungseinrichtungen wie die Mannheimer Abendakademie melden, dass viele geplante und teilweise ausgebuchte Kurse nicht starten dürfen. Die Mittel, die die Bundesregierung für 2025 bereitstellt, decken nach Einschätzung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) nur etwa 30 Prozent des tatsächlichen Bedarfs. Widersprüchliche Aussagen von Behörden und eine unklare Bedarfserhebung verschärfen die Unsicherheit. Bildungsträger, die bereits Räume gemietet und Personal eingestellt haben, stehen nun vor leeren Kursräumen und finanziellen Verlusten.

„Sprache ist der Zugang zur Seele der deutschen Wirtschaft“

Die drastischen Einschnitte betreffen nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch Unternehmen, die dringend qualifiziertes Personal suchen. Prof. Dr. Martin Wortmann, Generalsekretär der Bildungsallianz des Mittelstandsverbands BVMW, bringt es auf den Punkt: „Sprache ist der Zugang zur Seele der deutschen Wirtschaft.“ Ohne ausreichende Sprachkenntnisse sei Integration in den Arbeitsmarkt kaum möglich. Der Deutsche Volkshochschul-Verband hat gemeinsam mit zahlreichen Partnern ein Positionspapier veröffentlicht, in dem er die Bundesregierung auffordert, die berufsbezogene Deutschförderung wieder auf solide Beine zu stellen. Denn eines ist klar: Kurzfristige Sparmaßnahmen gefährden langfristig die Integration von Fachkräften und den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Wie geht es weiter?

Die Bremer Volkshochschule schließt sich dem Protest des DVV an und fordert mehr Transparenz, Planungssicherheit und eine angemessene Finanzierung für die Berufssprachkurse. Gleichzeitig bleibt die Frage, ob die Bundesregierung diesen Appell ernst nimmt – oder ob Sprachbarrieren weiterhin den Weg in den Arbeitsmarkt blockieren.